Es geht nicht mehr nur um Preise, es geht auch um Verfügbarkeit

Holz ist zu einem knappen Gut geworden. Die boomende Nachfrage trifft auf einen nahezu leergefegten Markt. Preissteigerungen und die Sorge vor Lieferengpässen wirbeln die Branche auf. Eines vorweg – Ing.-Holzbau SCHNOOR hat gut vordisponiert, verfügt über gefüllte Läger und stabile Lieferantenbeziehungen.

Im Interview mit Benjamin Bialluch, Einkäufer bei Ing.-Holzbau SCHNOOR, gehen wir den Ursachen auf den Grund und wagen eine Ausblick auf den weiteren Verlauf.

Das Wichtigste zuerst, Herr Bialluch. Ist Ing.-Holzbau Schnoor lieferfähig?   Selbstverständlich können sich unsere Kunden auch in dieser Situation auf uns, als ihrem starken Partner für Dach, Decke und Wand verlassen. Wir halten unsere Lieferverpflichtungen ein. Dass es in Einzelfällen zu Verzögerungen bei der Lieferung kommt, können wir nicht absolut ausschließen. Bei sehr kurzfristigen Projekten und Spezialitäten tun wir was wir können, versprechen aber nichts. Und die massiven Preissteigerungen müssen wir an unsere Kunden weitergeben. Ehrlich gesagt, bei der Preisspirale ist noch kein Ende in Sicht.

Wie ist es zu dieser extremen Situation gekommen? Der Markt war doch lange Zeit durch ein zu großes Holzangebot geprägt?
Richtig ist, dass die Verfügbarkeit an Schadholz schon seit einigen Jahren sehr hoch ist und daher der Einschlag von Frischholz zurückgegangen ist. Demgegenüber steht die Nachfrageseite. Holz ist in den letzten Jahren zum Exportschlager geworden. Im Jahr 2020 stieg der Export an Nadelrundholz gegenüber dem Vorjahr um 58 Prozent an. Spitzenreiter der Importeure war China. Mit 6,12 Mio. fm verdoppelten sich die Exporte nach China in 2020. Auch die Nachfrage aus den USA hat massiv zugenommen. Getrieben von Schutzzöllen auf die Einfuhr von kanadischem Holz von mehr als 20 Prozent, fragen die Holzverarbeiter aus den USA bei europäischen Anbietern an.

Wieso geht soviel Holz in den Export, wenn die Nachfrage in Deutschland doch offensichtlich da ist?
In den USA sind die ohnehin im Vergleich zum europäischen Markt schon hohen Preise für Schnittholz seit dem letzten Jahr geradezu explodiert. Durch den Export von Schnittholz können Sägewerke in Europa ihre Marge also erheblich verbessern. Hier wirkt sich für den europäischen Markt nachteilig aus, dass in den letzten Jahren immer mehr Holzverarbeiter ihre Sägewerke abgeschafft haben. Die Sägewerke wiederum haben jahrelang ihr Holz nur zu niedrigen Preisen veräußern können. Wer kann es ihnen nun verdenken, dass Sie ihren Gewinn im Export machen?

Werfen wir noch einen Blick auf Corona. Welchen Einfluss hat die Pandemie auf diese Entwicklung?
Die Menschen sind zuhause. Sie sehen Ihr Umfeld mit anderen Augen und entdecken viele Möglichkeiten sich zu beschäftigen und ihr Umfeld attraktiver zu gestalten. Heimwerken oder DIY hat seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 einen massiven Aufschwung genommen.

Ein weiterer Faktor ist die ohnehin boomende Nachfrage nach Einfamilienhäusern. Sie wurde durch die neue Wertschätzung des eigenen Wohnumfelds noch befeuert. Und gebaut wird mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz – ganz sicher in den USA aber auch mehr und mehr in Deutschland. Die Mehrwertsteuersenkung im 2. Halbjahr 2020 hat dann weiter Öl in das ohnehin schon lodernde Feuer der Nachfrage gegossen.

Wir geht es denn nun weiter, Herr Bialluch?
Trotz aller Unwägbarkeiten konnten wir Dank der langjährigen guten Lieferantenbeziehungen unsere Läger füllen und wir gehen davon aus, dass das auch so bleiben wird. Aufgrund unseres regelmäßigen Bedarfes sind wir ein attraktiver Partner für unsere Lieferanten – in guten wie in schlechten Zeiten. Durch die industrielle Fertigung haben wir viele Dinge standardisiert, was zu höheren Abnahmemengen führt. Dies erleichtert wiederum unseren Lieferanten das Leben. Und dann spricht sicher auch für uns, dass wir nun als Teil der Nokera AG ein Kandidat sind, der noch deutlich wachsende Volumina nachfragen wird.

Und was heißt das nun für mich als Dachdecker, als Bauträger, als Fertighaushersteller?
Ing-Holzbau SCHNOOR ist gut aufgestellt. Als starker Partner mit einer exzellenten, automatisierten Fertigung können wir die hohe Nachfrage nach Binderkonstruktionen und Holztafelbau-Elementen zuverlässig bedienen. Wichtiger denn je ist der Dialog. Der Dialog mit Ihnen, den Kunden und der Dialog intern, zwischen Vertrieb und Einkauf. So setzen wir als Team alles daran, dass wir gemeinsam für Ihre Anfragen eine passende Lösung finden. Aber auch wir sind dem aktuellen Diktat des Marktes unterworfen: Verfügbarkeit hat ihren Preis.

 

Quellen:

https://www.holzkurier.com/schnittholz/2021/03/historische-preise-pulverisiert.html

Holzpreise steigen kräftig – Waldbesitzer gehen aber leer aus
https://www.agrarheute.com/markt/marktfruechte/holzpreise-steigen-kraeftig-waldbesitzer-gehen-leer-575387

Kalamitätsholz überschwemmt den Holzmarkt (27.11.2020)
https://www.agrarheute.com/management/betriebsfuehrung/bundesrat-will-holzeinschlag-per-verordnung-reduzieren-575570

https://www.forstpraxis.de/nadelrundholz-exporte-nach-china-verdoppelt/

https://www.holzkurier.com/schnittholz/2021/02/usa_brauchen_europaeischesholz.html – Holzkurier.com  Martina Nöstler 18.02.2021 – 12:50

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